Meine Geschichte

Ich habe gesehen, dass es so viele Mädels und auch Jungs da draußen gibt, die momentan in der selben Situation stecken wie ich damals. Und ich weiß, dass ich damals jemanden gebraucht habe, der mir Mut machte, dass ich es schaffen könnte. Und genau das wollte ich mit dem Bild erreichen und möchte ich mit diesem Blog Eintrag, den sich so viele von euch gewünscht haben, vertiefen. 

 

Das ist meine Geschichte..

 


2013 war ein Jahr in dem sich grundsätzlich einfach alles änderte. Ich möchte vorweg sagen, dass es ganz unterschiedliche Gründe gibt, warum man in eine Essstörung geraten kann. Sei es der Grund, dass man von anderen Menschen wegen seines Aussehens gehänselt wird, der Wunsch auszusehen wie jemand anderes oder wie in meinem Fall psychische Hintergründe - ganz egal welcher Grund es ist, alle sind komplex und werden von den meisten nicht verstanden und dementsprechend sofort abgestempelt.

Ich verlor 2012 zwei sehr wichtige Menschen, die in meinem Leben immer eine unglaublich große Rolle für mich gespielt haben. Und von einem Tag auf den anderen waren sie einfach weg und ich fühlte mich so alleine wie noch nie zuvor. Es schien so, als wäre ein ganz wesentlicher Teil meiner Kindheit, meines Ichs verschwunden. Und damit kam ich einfach nicht klar.
Ziemlich schnell schottete ich mich von meiner Familie und meinen Freunden ab und fing an mich selbst zu kritisieren.. Ich fand nichts mehr gut genug an mir, nichts mehr schön.
Anfangs wollte ich dann nur ein paar Kilo abnehmen, damit ich wieder in den Spiegel gucken konnte. Aber als ich merke, wie gut es mir tat, zu sehen, dass ich es schaffte, abzunehmen, wollte ich mehr. Endlich konnte ich wieder etwas kontrollieren. Doch so schnell ich diese angebliche "Kontrolle" erlangt hatte, so schnell verlor ich sie auf wieder. Ich konnte mich letztendlich nicht mehr stoppen und so verschwanden immer mehr Kilo, bis ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Und auch wenn mein Kopf irgendwann einsah, dass es falsch war, konnte ich nicht aufhören, sodass ich irgendwann bei einer Größe von knapp über 1,60 m nur noch 37 kg wog..

Meine Familie und meine Freunden merkten meine Veränderung natürlich super schnell und boten mir ihre Hilfe an.. Aber erst nach ein paar Monaten sah ich ein, dass ich diese überhaupt brauchte.
Aber es war leichter gesagt, als getan, Hilfe zu bekommen. Meine Mama telefonierte von einem zum nächsten Therapeuten und immer hieß es, sie hätten keinen Platz, keine Termine bla bla bla..
So viel Hoffnung ich auch hatte, mit jedem Anruf verlor ich sie mehr. Doch irgendwann fanden wir dann endlich jemanden, der mir helfen wollte und ich glaube, dieser Anruf hat mein Leben für immer verändert.

Die Therapeutin hieß Sabina Hirtz und sie war es letztendlich, die mir aus dem ganzen Scheiß wieder hinaus half. Das soll auf keinen Fall Werbung sein, aber diese Frau ist einfach der Wahnsinn und umso stolzer bin ich darüber, sagen zu können, dass sie es ist, die mich auch in Zukunft in meinem dualen Studium zur Gesundheitsmanagerin begleiten wird.

 

Der Verlauf meiner Therapie..

Wir fingen zum Glück ganz klein an. Ich hatte nämlich unglaubliche Angst vorm Zunehmen. 250 Gramm pro Woche waren am Anfang das Ziel und das war sogar für mich damals verkraftbar.
Ich nahm dort unter anderem auch an Hypnosetherapie-Sitzungen teil - ja viele denken sich jetzt wahrscheinlich, das ist alles Hokus Pokus und das hilft sowieso nicht. Aber Achtung! Das war keineswegs die Art von Hypnose, die ihr aus dem Fernsehen kennt, wo Menschen in Trance versetzt werden und gar nichts mehr mitbekommen. Nein, im Gegenteil: Ich war bei vollem Bewusstsein und merkte alles, was Sabina mit mir machte, nur war ich mehr bei mir selbst und konnte innere Vorgänge besser verstehen und erklären. Dadurch wurde dann relativ schnell klar, dass meine Essstörung eben auf dem Verlust dieser beiden Menschen beruhte und nicht von Irgendwo herkam.
Ab dem Zeitpunkt, an dem das klar war, konnten wir auch endlich gezielt an mir arbeiten. Und umso mehr ich über mich, meine Vergangenheit und meinen Verlust erfuhr, umso leichter viel es mir auch wieder mit dem Essen.
Dazu muss ich sagen, dass Sabina sich generell sehr gut mit gesunder Ernährung auskennt und diese deswegen auch ein großer Bestandteil ihrer Arbeit ist. Sie brachte mir also die gesunde Ernährung nahe: Sei es das ganze Gemüse oder aber auch Sachen wie Couscous, Quinoa oder Bulgur, von denen ich vorher noch kein Sterbenswörtchen gehört hatte - sie brachte mich auf den meiner Meinung nach "richtigen" Weg, den ich dann selbst weiter gehen konnte.
Ich fing an, morgens immer ein bisschen Müsli zu essen - Und mit ein bisschen Müsli, meine ich auch ein bisschen. Die ersten Wochen aß ich meistens 1 EL Müsli, einen halben Apfel und ein bisschen Hafermilch. Danach konnte ich nicht mehr.
Zum Mittag gab es dann Gemüse aus dem Wok ohne Soße, nur mit Wasser gegart und mit 5000 Gewürzen gewürzt, damit das alles nach überhaupt irgendwas schmeckte. Ab und zu auch mit ein bisschen Feta. Und abends gab es dann entweder nochmal das selbe oder vielleicht Gemüsesuppe, selten auch eine Scheibe dunkles Brot mit Frischkäse.
Ihr seht also, dass die Veränderung, die ihr auf meinem Foto seht, leider nicht von heute auf morgen kommt. Es dauert seine Zeit, bis es einem leichter fällt, zu essen. Aber ihr werdet sehen, mit ein bisschen Mut und Willensstärke schafft ihr es. Bei mir wurde nach ein paar Wochen aus einem EL Müsli zwei und nach wieder ein paar Wochen wurden es 4 EL, bis ich am Ende einfach die Tüte nahm und so viel aß, wie ich wollte.

Am Ende wollte ich dann nur noch schnell wieder ein einigermaßen normales Gewicht haben und es fiel mir zwar nicht immer leicht, ohne ein schlechtes Gewissen meine Mahlzeiten zu essen, aber es machte auf der anderen Seite auch so viel Spaß, neuen Sachen zu entdecken und neue Rezepte auszuprobieren. Und ihr werdet es nicht glauben, aber genau ab da fing ich mit Instagram an. Ich beneidete die ganzen Mädels um ihr tolles Essen und wollte auch zeigen, dass ich sowas konnte. Und schwups, schon fing ich an mein Essen zu fotografieren und ins Internet zu stellen.
Niemals hätte ich damals gedachte, dass das alles solche Wellen schlagen würde und glaubt mir, ich hätte denjenigen, der mir erzählt hätte, dass es so kommen würde, ausgelacht.

Mittlerweile habe ich wieder ein normales Verhältnis zu meinem Körper und zu meinem Essen. Ich glaube zwar, dass ich immer noch kritischer an meinen Körper herangehe und mehr Fehler sehe als andere, aber das ist für mich okay. Und auch, dass ich mir nicht wie alle andere, immer alles gönne, auf das ich vielleicht Lust habe, ist für mich in Ordnung - vor allem durch meine Ziele im Sport.
Denn der Sport hat mir unter anderem auch unglaublich geholfen in dieser Zeit. Während ich so wenig gewogen habe, habe ich natürlich keinen Sport gemacht, aber sofort, als es körperlich wieder ging, habe ich mich im Fitnessstudio angemeldet und ihr wisst ja, wo das jetzt geendet hat - ich bin verliebt in diesen Sport und kann ihn mir gar nicht weg denken! :$

Ich weiß, dass es für viele unmöglich klingt, aus dieser Situation hinauszukommen. Und glaubt mir, das selbe dachte ich damals auch. Es schien für mich unerreichbar und trotzdem habe ich geschafft. Und deswegen möchte ich an alle appellieren: Bitte gebt niemals auf! Denn wenn ihr aufgebt und nicht mehr weiterkämpft, wer tut es dann? Es ist euer Leben und ihr habt nur ein einziges. Also bitte, habt den Mut und das Vertrauen in euch selbst, dass ihr es schaffen könnt und ihr werdet es!

Ich hoffe, dass ich einfach ein paar Menschen mit diesem Blog Eintrag erreichen und sie ermutigen konnte, weiter zu kämpfen. Und natürlich hoffe ich auch, dass ich allen anderen, die nicht in so einer Situation stecken, zeigen konnte, wie schrecklich es ist. Bitte verurteilt niemals jemanden, der diese Krankheit habt, denn ihr könnt nie wissen, was sich wirklich dahinter verbirgt.

 

Eure Sophie xx

 


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